Geschichte Pielenhofens

Auf eine frühe Besiedlung der Gegend um Pielenhofen schon zur Bronzezeit lässt der Fund von 25 Grabhügeln auf dem Pielenhofener Nordberg (Käferberg) – der Berg, an dessen Fuß unser Haus steht – schließen. Fünfhundert Jahre vor Christi Geburt ließen sich in Pielenhofen Kelten nieder, die nach der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert von den „Männern aus Baia“, den Bajuwaren, verdrängt wurden. In dieser frühen Phase des merowingerzeitlichen bajuwarischen Landesausbaus dürfte auch der Name Pielenhofen in seiner damaligen Urform (vielleicht „Pyelnhof“ – so wird der Ortsname im örtlichen Dialekt übrigens noch bis heute ausgesprochen) entstanden sein.

[Prospekt des Klosters Pielenhofen an der Westseite der Naab mit dem heute bewaldeten Käferberg links im Hintergrund.
Gut erkennbar ist die breite Furt, welche von Osten her zur Naab führt.]

Zur Zeit Karls des Großen, also ca. 800 nach der Zeitenwende, war die Naab Teil des uralten Handelsweges vom Norden Deutschlands in den Süden. Die Naab verlängerte schifffahrtstechnisch die Reichweite der Donau nach Norden, wo insbesondere in Naabburg die älteste mittelalterliche Handelsverbindung zwischen Ost und West, die so genannte „Goldene Strasse“ kreuzte. Von dort und auch südlicher von Burglengenfeld aus wurden Waren verladen und über die Naab zur Donau gebracht, welche eine weitere Verschiffung ostwärts nach Straubing, Passau und schließlich Wien sowie auch westwärts nach Ulm ermöglichte.

Bereits im frühen Mittelalter war also der Frachtverkehr auf der Naab beträchtlich. Zu der in Ost-West-Richtung verlaufenden „Goldenen Strasse“, deren Güterverkehr über die Naab auch nach Süden zur Donau geführt wurde, gesellte sich im Hochmittelalter die in Nord-Süd-Richtung verlaufende „Bayerische Eisenstrasse“, welche ab Amberg südwärts eine Wasserstrasse über die Naab darstellte. Die vielen Eisenhämmer an der Naab und auch der Vils brachten ihre Erzeugnisse mit Lastkähnen zur Donau. Bereits im 13. Jahrhundert wurde die Wasserkraft der Flüsse Naab und Vils genutzt, um Blasbälge und schwere Hämmer für die frühen Eisenhütten anzutreiben. Damit begann der Aufstieg der Region zu einem mitteleuropäischen Zentrum der Eisenindustrie. Für die vielen eisenverarbeitenden Handwerkszweige vom Blechschmied bis zum Plattner, vom Nagelschmied bis zum Werkzeugschlosser, war das Oberpfälzer Eisen die Rohstoffgrundlage. Auch für Pielenhofen ist ab dem 15. Jahrhundert ein noch heute als Gebäude existierendes Hammerwerk bezeugt. Anfang des 17. Jahrhunderts, also erst gegen Ende dieser Zeit der „Hammerherrlichkeit“, welche mit Ausbruch des dreißigjährigen Krieges niederging, wurde in Pielenhofen ein Holzkohlehochofen gebaut.

Um die Wende des ersten christlichen Jahrtausends entstanden die ersten Rittergüter und Ritterburgen, von denen auch in der Nähe Pielenhofens – wohl gegenüber der Freyung – eine gestanden hat. Diese Ritterburg gehörte dem Ritter Ulrich von Pyelnhof. Anno 1068 wird der Ort Pielenhofen schließlich erstmals in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass der Edelmann Adalbero an einem Ort, der Pulenhouven genannt wird und an dem seine Schwester Tuta lebt, den Altar Mariens geschaffen hat. Wenige Kilometer westlich von Pyelnhof in Münchsried (Monechrivte) bestand ursprünglich ein adeliges Nonnenkloster nach der Regel des heiligen Bernhard. Da sich dieses Kloster in einem überaus baufälligen Zustand befand, verkaufte Ritter Ulrich am 2. Februar 1240 nach inständigen Bitten der Nonnen sein 1137 hier erbautes Jagdschloss für 50 Pfund Regensburger Münzen an die Äbtissin Irmgard vom Zisterzienserorden. Aus einer weiteren Urkunde vom 12. März 1240 geht hervor, dass Bischof Siegfried von Regensburg den Nonnen des im Jahre 1098 gegründeten Zisterzienserordens die Kirche Pielenhofen mit der Auflage übertrug, daselbst zu Ehren Gottes und der heiligen Maria ein Kloster zu gründen. Das Kloster an der Westseite der Naab erhielt den Namen "Portus Marianus – Maria am Gestade" Der Ort an der Ostseite der Naab hieß Pielenhofen oder Pulenhouven.


[Kloster Pielenhofen (Ostseite).]

[Kloster Pielenhofen (Westseite), wieder mit dem Käferberg im Hintergrund.]

Im Jahre 1372 besaß das Kloster eine Mühle und eine Brauerei. Durch den Glaubenswechsel des Herzogs von Pfalz-Neuburg, zu dessen Herrschaftsbereich Pielenhofen damals gehörte, wurde 1542 das Kloster der Zisterzienserinnen aufgehoben. Nach einer vorübergehenden Zeit des Protestantismus, welche bis 1614 dauerte, kauften die Mönche der Fürstabtei Kaisheim bei Donauwörth im Jahre 1655 das Kloster Pielenhofen zusammen mit dem Ort Pettendorf vom Herzog um 18.000 Gulden. Die weißen Mönche der Zisterzienser bauten das bestehende Brauhaus aus und errichteten den heute noch erhaltenen vorderen Hauptteil des Klosters. Die bestehende Kirche wurde abgetragen um dem von 1717 bis 1738 dauernden Bau der herrlichen barocken Hallenkirche nach den Plänen des Baumeisters Franz v. Beer aus Vorarlberg Platz zu machen.

[Kircheninneres.]

Bei dem Kloster handelte es sich um ein landsässiges Kloster, d. h. die Äbtissin zählte zu den Landsassen, gehörte als „Prälatin“ zum „Landstand“, sie wurde in der „Landtafel“ geführt und war Mitglied des „Landtages“, der Vertretung der Stände. Das Kloster stellte mit seinen Besitzungen eine klösterliche Hofmark dar, in der die Äbtissin nicht nur grundherrliche Rechte ausübte, sondern auch über Gerichtsrechte verfügte. In Pielenhofen saß dem Klostergericht aber nicht die Äbtissin vor, sondern ein Klosterrichter. 1726 wurde das heute als Pfarrhaus dienende Haus des Klosterrichters errichtet. Malefizfälle, Verbrechen also, die zur Todesstrafe führen konnten, unterstanden der Gerichtsbarkeit des Landesherren. Im Jahre 1803 mussten die Zisterzienser im Zuge der Säkularisation das Kloster verlassen. Der größte Teil der Wirtschaftsgebäude des Klosters ging in Privathände, der Wald in den Besitz des Staates über. Drei Jahre später fanden die Karmeliterinnen aus München und Neuburg in den eigentlichen Klostergebäuden ihre letzte Zuflucht. Aus ihrem Fundus stammt das heute noch viel verehrte Ecce Homo Gnadenbild. Heute dient das Kloster als Vorschule und Internat der bekannten Regensburger Domspatzen.

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